Diskantgambe nach Henry Jaye
Ich baue meine Diskantgamben in 3 verschiedenen Größen. Die Kleinste hat eine Korpuslänge von 33 cm und ist nach einem Original von Henry Jaye gebaut, welches im Musikinstrumenten-museum in Leipzig ist. Es gibt noch zwei weitere mir bekannte Instrumente von Henry Jaye in dieser Größe.
Für den mittelgroßen Diskant habe ich das Jaye Original etwas vergrößert, sodass ich auf ca. 36 cm Korpuslänge mit einer Saitenlänge von ca. 37,5 cm komme.
Die größte Diskantgambe hat eine Saitenlänge von ca. 40 cm.
nach Henry Jaye, Southwark ca. 1620
Diese Gambe entspricht in der Größe der Alt/Tenor-Gambe von John Rose im Pariser Museum, wobei der Umriß und die Schalllöcher der kleinen Jaye Diskantgambe vergrößert wurden.
Als individuelle Dekorationen sind neben der standardmäßigen beschnitzten Schnecke und der doppelten Randeinlage ebenso gut ein geschnitzter Kopf, eine Rosette oder auch ein Boden- oder Deckenornament denkbar.
Korpuslänge 53,5 cm, Saitenlänge ca. 57 cm.
nach Edward Lewis, 1687
Die Vorlage für diese Gambe ist eine Gambe von Edward Lewis, die im Musikintrumentenmuseum in Brüssel ausgestellt ist.
Das Original ist seinerzeit zu einer 7-saitigen Gambe umgebaut worden.
Ich habe versucht, die ursprüngliche Einrichtung als 6-saitige Bassgambe mit einer Saitenlänge von etwas mehr als 70 cm zu rekonstruieren.
Eine Besaitung komplett mit Darmsaiten funktioniert bei dieser Gambe sehr gut.
Diese Gambe läßt sich sehr gut als Division viol verwenden genauso wie im Consort oder auch als Continuo-Bass mit ausreichend Fundament.
Korpuslänge 69,6 cm, Saitenlänge 70,8 cm
nach P. Maggini um 1600.
Diese frühe italienische Gambe hat F-Löcher und Pergament-Rosette. Die Schnecke ist eine Mischung aus der einer frühen Renaissancegambe und einer Celloschnecke. Außenreifchen.
Saitenlänge ~ 72 cm, Korpuslänge 72,7 cm
Fotos R. Scheikowski
nach Claude Pierray, Paris 1709
Hier haben wir eine sehr kleine 7-saitige Baßgambe als Vorlage. Pierrays Schaffenszeit ist ungefähr zur gleichen Zeit wie die von Nicolas Bertrand, etwa 2o Jahre nach Michel Colichon. Die geschnitzte Decke hat eine doppelte Randeinlage und kurze, sehr nahe am Rand plazierte Schallöcher. Der Kopf und Wirbelkasten sind typisch Französisch.
Korpuslänge 63.9 cm, Saitenlänge ca. 68 cm.
nach Michel Colichon, Paris 1683
Das Original zu diesem Instrument befindet sich im Museum in Paris und ist bis auf Saitenhalter, Steg und Wirbel in allen Teilen original erhalten. Bei diesem, wie auch bei zwei weiteren Colichon Gamben von 1687 und 1688, sind Boden, Zargen und sogar die Decke (gebogen aus fünf Teilen) aus Cedrela Odorata gebaut, einem Holz aus dem auch heute noch Zigarrenkästen gemacht werden
Dieses Modell empfehle ich als sehr vielseitiges Modell, es klingt sehr voll und projiziert gut.
Korpuslänge 66.8 cm, Saitenlänge ca. 70 cm.
nach Michel Colichon, Paris 1689
Das Vorbild ist in der Sammlung Grumbt des Museum Bochum. Dieses Instrument ist ein wenig kleiner als die Kessler Colichon von 1691, aber größer als die Pariser Colichon 1683.
Ich finde diese Gambe sehr elegant und angenehm in der Größe.
Korpuslänge 69,5cm, Saitenlänge ca. 70,8 cm
nach Michel Colichon, Paris 1691
Das Original dieser großen Colichon hat einen geflammten Walnußboden, Zargen aus Obstholz, eine aufgemalte Randeinlage und ein Ornament auf der 5-teiligen gebogenen Decke. Wie für französische Gamben üblich, befindet sich auf dem Boden keine Randeinlage. Das Original hat einen 'Piratenkopf'. Privatbesitz.
Korpuslänge 70,8 cm, Saitenlänge ca. 72,5 cm.
5 oder 6 Saiten, nach 'Maggini'
Das Original dieses Violones befindet sich in der Dolmetsch Collection. Es hat eine doppelte Randeinlage, F-Löcher und eine sehr schöne, einfach gekehlte Schnecke. Aufgrund seiner Saitenlänge von ca. 98 cm eignet sich dieses Instrument sehr gut als G Violone. Mit den heutigen Saiten ist es aber durchaus auch als D Violone zu benutzten.
Dieses Instrument baue ich auch etwas verkleinert mit einer Saitenlänge von ca. 92 cm als G Violone (auf den Fotos mit dem beschnitzten Wirbelkasten).
Für die beschnitzte Schecke habe ich als Vorlage ein Instrument aus dem Musikinstrumenten Museum in Paris verwendet.
Korpuslänge 97,5 cm, Saitenlänge ca. 98 cm.
Fotos: R. Scheikowski
nach Francesco Linarol
Das Englische Gambenensemble 'Fretwork' spielt auf 4 Renaissancegamben von mir, die auf der Francesco Linarol im Kunsthistorischen Museum in Wien basieren. Ich habe dieses Instrument vergrößert bzw. verkleinert, sodass ich eine Saitenlänge von ca. 50 cm für die beiden Tenorinstrumente in a, 73 cm für den Baß in D, und ca. 92 cm für den großen Baß in A erhalten habe. Die Decken sind flach in der Längsrichtung und über zwei geschwungene Querbalken gebogen.
Alle vier Gamben haben Zargen und Boden aus tief geflammter Birke. Kein Stimmstock und komplett mit Darmsaiten bespannt!
Wunderbar zu hören auf der Odhecaton-Aufnahme.
Inzwischen haben auch die Musikhochschulen in Bremen und Leipzig jeweils ein Consort mit Renaissancegamben von mir.
dies schreibt Irene Klein zu den Renaissancegamben:
„Henner hat für unsere Gambenklasse an der HMT Leipzig ein Renaissancegamben Consort nach Francesco Linarol (um 1590) gebaut, zwei Altgamben (in a und g) und zwei Bassgamben (in D und A). Seit gut drei Jahren spielen wir darauf.
Und was soll ich sagen - wir sind glücklich!
Der Klang der stimmstocklosen Instrumente ist fein und klar, mit einer großzügigen Weite und kristallenen Durchsichtigkeit. Im ersten Moment wirken sie durchaus leise, aber nach längerem Einspielen kriegt man den Dreh raus, das richtige Bogengewicht und die Streichgeschwindigkeit machen einen enormen Unterschied. Der Spieler muss ihnen den Klang entlocken - und wird reich beschenkt. Instrumente, die gleichsam selbst Lehrer sind, Gamben für Profis. Danke!“
Violworks - Henner Harders, Susanne Küster
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